Um eins klar zu stellen. Bei Pflanzenmilch handelt es sich genaugenommen nicht um Milch. Als Milch darf nur die Flüssigkeit bezeichnet werden, die bei Säugetieren zur Ernährung ihrer Neugeborenen produziert wird. Ein interessanter Fakt ist, dass wir die einzige Art sind, die sich der Muttermilch einer anderen Art bedient. Interessant ist auch, dass Kinder, nachdem sie abgestillt sind, von Natur aus keine Laktose mehr vertragen. Aufgrund des drastisch gestiegenen Milchkonsums auch im Erwachsenenalter in den letzten 50-100 Jahren, haben viele Menschen eine Mutation entwickelt, die sie dazu befähigt Kuhmilch ohne Probleme bis ins hohe Alter zu konsumieren. Ob Kuhmilch so gesund ist, wie es vielerorts versprochen wird, lasse ich hier erstmal offen. Fakt ist, dass Muttermilch im Säuglings- und Kindesalter die gesündeste Ernährung ist und mit nichts ersetzt werden sollte. Danach braucht der Mensch keine Milch mehr um sich gesund und ausgewogen zu ernähren. Aber zurück zum Anfang. Um politisch korrekt zu bleiben darf ich Pflanzenmilch nicht als Milch bezeichnen, sondern nur als Pflanzendrink. Also warum stellen wir unseren Pflanzendrink denn nun selber her?
Warum, die meisten Produkte nackt am besten aussehen, kannst du in unserem letzten Blogbeitrag zum Thema Verpackungen nachlesen. Wenn es aber ohne Verpackung nicht geht, dann ist die umweltfreundlichste Alternative eine Mehrwegverpackung. Bei Pflanzendrinks wie Mandeldrink oder Haferdrink wäre das beispielsweise eine Pfandflasche. Warum werden dann die meisten Pflanzendrinksorten im Tetrapack verkauft? Auf Nachfrage bei einer Bio-Supermarktkette bekam ich die Antwort, dass Tetrapacks umweltfreundlicher wären als Pfandflaschen. Das liegt an dem geringen Gewicht, welches Transportwege spart. Zudem lassen sich Tetrapacks recyceln. Aber sind Tetrapacks wirklich so nachhaltig? Tetrapacks sind nicht wiederverwertbar und auch nicht plastikfrei. Die Verpackung sieht zwar aus wie Papier, ist jedoch meist mit einer Plastikschicht ausgekleidet und mit einem Plastikdeckel versehen. Wenn die Tetrapacks in der gelben Tonne entsorgt und anschließend gesammelt werden, können sie wenigstens recycelt werden. Bei den Bergen an entstandenen Tetrapacks liegt der Recyclinganteil allerdings nicht bei 71 Prozent, wie die Hersteller behaupten, sondern bei 36 Prozent, so die Deutsche Umwelthilfe. Die Pfandflasche steht also doch in deutlich besserem Licht da als ihr Bruder Tetrapack. Vor allem wenn die Pfandflaschen regional, also in einem Umkreis von ca. 200 km verteilt werden und mindestens 15 mal wiederverwendet werden. Eine Mehrwegflasche aus Glas kann bis zu 40 mal wiederbefüllt werden.
Kuhmilch gibt es inzwischen in Mehrwegglasflaschen, sogar im normalen Supermarkt. Aber bei Pflanzendrinks sieht die Lage leider etwas anders aus. Zwei Startups aus Berlin haben die Nische und den steigenden Bedarf an Pflanzendrinks erkannt. Denn immer mehr Menschen sind laktoseintolerant oder entscheiden sich bewusst für eine pflanzenbasierte Ernährung. Das Thema Verpackungsmüll ist inzwischen auch in aller Munde, die Suche nach umweltfreundlichen Verpackungen ist auf dem Vormarsch! Bluefarm möchte noch dieses Jahr verschiedene Nussdrinksorten in Pfandflaschen auf den Markt bringen – in Berlin, München und Hamburg. Kornwerk will Pflanzendrinks aus verschiedenen Getreidesorten auf den Markt zu bringen. Die erste Haferdrink-Verköstigung fand bereits in verschiedenen Cafés in Berlin statt und ist auf großen Andrang gestoßen. Marktlücke erkannt und ein Schritt in die richtige Richtung. Aber leider nicht für Frankfurt. Bleibt nur zu hoffen, dass bald auch in Frankfurt ein Startup aus dem Boden sprießt und uns mit wunderbaren Pflanzendrinks versorgt, möglichst bio und nur mit guten Inhaltsstoffen! Bis dahin müssen wir unsere Pflanzenmilch leider selber herstellen.
Aber vielleicht ist es gar nicht so schlecht Pflanzenmilch – pardon Pflanzendrink – selber herzustellen? Was macht selbstgemachten Pflanzendrink so besonders? Warum würden wir sie sogar bevorzugen, wenn es Pflanzendrinks in Pfandflaschen gäbe?
Selbstgemachter Pflanzendrink ist frisch. Frisch hergestellter Pflanzendrink beispielsweise aus Cashewnüssen schmeckt einfach am besten. Gekaufter Pflanzendrink wurde meistens erhitzt um ihn haltbar zu machen. Dadurch gehen natürlich einige Vitamine und wertvolle Inhaltsstoffe verloren und der Geschmack ist nicht mehr ganz so intensiv.
Du weißt was drin ist. Du kannst selber entscheiden was drin ist. Viele Pflanzendrinksorten sind mit Zucker, Verdickungsmitteln, Aromen, Konservierungsmitteln oder sonstigen Zusätzen versetzt. Ich habe eine Sorte Mandeldrink mal genauer unter die Lupe genommen: Wasser, Mandeln 2%, Calciumcarbonat, Verdickungsmittel: Gellan, Guarkernmehl, Emulgator: Sonnenblumenlecithin, Salz. Muss das sein? Nein, muss es nicht! Es gibt zwar auch Sorten mit weniger Inhaltsstoffen, aber dennoch geht es auch ganz einfach: Wasser und Mandeln! Wenn du deinen Pflanzendrink selbst herstellst, kannst du selber entscheiden ob du sie süßen möchtest und allen anderen Schnickschnack einfach weglassen.
Du entscheidest wie viele Mandeln in deinen Pflanzendrink kommen. Zudem stecken in einem Liter Mandeldrink oft nur 2 bis 5 Prozent Mandeln! Das sind gerade mal 20-50 Gramm auf einen Liter! Für einen Liter Mandeldrink verwenden wir gewöhnlich 200 Gramm Mandeln. 150 Gramm würden es glaube ich auch tun. Je mehr Nüsse du verwendest, desto cremiger und intensiver wird der Drink. Da brauchst du gar nicht mehr nachsüßen, denn Mandeln schmecken ohnehin leicht süßlich.
Wir haben viel herumexperimentiert in unserer Küche um unseren Lieblings-Pflanzendrink zu finden. Der perfekte Pflanzendrink sollte gut schmecken, vielseitig einsetzbar und möglichst umweltfreundlich sein. Wir haben lange gesucht nach einem Pflanzendrink-Rezept das man gut schäumen kann, denn wir möchten nicht auf unseren heißgeliebten Cappuccino verzichten. Zudem sollte er nicht allzu aufwendig in der Herstellung sein. Die Entscheidung fiel uns nicht leicht und fast wären es zwei Sieger geworden. Es war knapp. Denn Mandeldrink und Cashewdrink sind beide lecker, aufschäumbar und vielseitig einsetzbar. Warum wir uns letztlich doch für Mandeldrink entschieden haben, könnt ihr demnächst in unserem großen Pflanzenmilch-Test nachlesen. Vielleicht findest du dort auch deinen Lieblings-Pflanzendrink. Das Rezept unseres Lieblings-Pflanzendrinks findest du hier.